LR pixel Frank Thelen über die eigene Marke und den Erfolg

Ich benutze meine Marke als Tool

In der Gesprächsserie „One dollar left“ reden wir über Marketing und Public Relations – mit Menschen, die sich damit auskennen. Und immer mit dem legendären Bill Gates-Satz im Hinterkopf, der Marketing so wichtig und bedeutend aussehen lässt: „If I had one dollar left, I’d spend it on PR.“

Wir unterhalten uns über die Bedeutung von Geschichten für Vertrieb und Verkauf und wie man aus Likes Kunden macht. Über die Zukunft und die Vergangenheit von PR, die Macht, die von einer guten Markenidee und -kampagne ausgeht und ob das wirklich alles den Lauf der Welt beeinflussen kann. Dabei ist der Fokus mit Absicht groß. Er beschränkt sich nicht auf Content Marketing und PR im klassischen Sinn – denn wie man zur Marke wird, es bleibt und was das Ganze überhaupt soll, ist viel zu spannend, um es den Marketingmenschen zu überlassen.

Was steckt hinter Frank Thelens Erfolg

“Ich stehe nicht gern im Mittelpunkt“

Frank Thelen, 48, hat ip.labs und Scanbot gegründet, früh in Wunderlist und myTaxi investiert und ist heute Gründer und Geschäftsführer des Risikokapitalgebers Freigeist und der Tech-Investorengesellschaft 10xDNA Capital Partners. Er war zudem fünf Jahre lang einer der Investoren in der Show Die Höhle der Löwen und ist Buchautor. Vor allem ist er mittlerweile aber seine eigene Marke.


 

Frank Thelen, reden wir über Marketing.

Auch wenn das nicht so aussieht: Ich bin darin nicht gut. Ich stehe nicht gerne im Mittelpunkt. Dass ich es dennoch ständig tue, ist natürlich ein wenig schizophren. Ich gehe daher sehr gezielt vor.

Inwiefern?

Die Öffentlichkeit erlaubt es mir, politisches Agendasetting zu betreiben, etwa Minister zu treffen oder Investoren davon zu überzeugen, Geld in neue Technologien zu investieren. Rote Teppiche sind daher okay, weil ich da Leute treffe, die unter Umständen für meine Anliegen wichtig sind. Wenn ich meine Öffentlichkeit nicht mehr in dem Sinn nutzen kann, dass es mehr Aufwand ist als Ertrag, würde ich das auch lassen. Durch Die Höhle der Löwen bin ich aber eine eigene Marke geworden. Mit Millionen von Zuschauern war das kurzfristig solch eine Druckbetankung, dass nicht nur die Produkte in der Show vermarktbar sind, sondern auch wir als Juroren. Und diese Marke benutze ich eben weiterhin als Tool. Aber es macht mir trotzdem keinen Spaß, Hallen zu füllen.

Hilft die Marke „Frank Thelen“ bei den Investments?

Man muss sich nichts vormachen: Das hilft total. Hätte ich nicht diese Bekanntheit, würde mir deutlich weniger zugehört. Wenn ich mit Entscheidern spreche, kennen die mich auch, weil ich der Typ aus dem Fernsehen bin. Wenn ich dabei auf der Suche nach Investments für etwa eine Blockchain-Idee bin, dann hören sie nun mal eher zu, als wenn mich niemand kennen würde. Die Marke öffnet also Türen, die sonst vermutlich verschlossen wären. Aber hinter der Tür musste ich dann auch liefern.

Die Marke muss ihr Versprechen einlösen…

Das ist ja immer so. Und das geht nur, wenn die Idee dahinter auch stark ist. Die beste PR kann ein schlechtes Produkt nicht in den Himmel heben. Mir hat mal einer frische Luft in Dosen angeboten. Da kann ich mir schwer vorstellen, dass die Geschäftsidee funktioniert. Aus meiner Erfahrung heraus sehe ich immer zuerst die ganzen Probleme. Wenn ich irgendwo investiere, schreibe ich das Geld immer erstmal pauschal ab. Ich bin immer Pessimist.

Frank Thelen ist seine eigene Marke

Aber einer, der manchmal doch investiert?

Wir gucken sehr tief rein, bevor wir investieren. Wir sind sehr selektiv. Das liegt daran, dass wir nicht das große Geld investieren können – und auch nicht wollen, weil wir einerseits nicht mit externem Kapital arbeiten und andererseits uns dann vielleicht am Ende an etwas binden, das wir am Anfang nicht gesehen haben und so nicht verantworten können.

Was allerdings ganz klassisch nach einer Aufgabe für die PR klingt.

Zuerst muss das Produkt etwas erfüllen, darauf baut die Kommunikation auf. Wenn das Produkt, das aber nicht erfüllt, wird es schwer. Für mich sind das aber in erster Linie moralische und ethische Kriterien: Wie wird etwas produziert? Wem wird dabei geschadet? Es kann durchaus passieren, dass man das zu Beginn nicht sieht. Wir investieren daher eher 500.000 Euro, auch mal zwei Millionen, das geht schon, aber eben nicht zehn Millionen und erst recht nicht einhundert. Wenn das in Richtung dieser Größenordnung geht, holen wir Partner ran, die uns vertrauen und die uns kennen. Das ist dann zwar sehr effektiv, aber auch da muss ich dann natürlich einlösen, was ich verspreche.

Die Marke „Frank Thelen“ zahlt dann direkt auf die Marke des Produktes ein?

Die wiederum direkt mit dem Gründer interagiert, der ist ja, wenn man so will, auch eine Marke – und macht PR für seine Idee. Wenn der Gründer nicht passt, geht es nicht. Der Gründer braucht eine Flughöhe. Er muss durch Persönlichkeit, Struktur und Arbeitseinsatz überzeugen. Geht es um ein Tech-Produkt, muss es sich zudem um eine relevante Technologie handeln oder um ein Produkt, das das Potenzial hat, Weltmarktführer zu werden. Wir investieren nur, wenn das Unternehmen eine Relevanz hat. Und es muss eine hohe Marktkapitalisierung haben.

Erfolg mit der eigenen Marke

Stört das Marketing in eigener Sache dabei nicht? 

Mir geht es ums Thema, es geht immer um die Sache. Ich will die Zeit der Leute, die mir zuhören, fair nutzen. Ich will aber auch, dass meine Zeit fair genutzt wird, wenn ich zuhöre. Ich habe mich immer als Verlierer gefühlt. Tue ich auch heute teilweise noch. Ich versuche das natürlich zu reflektieren, denn genug Geld habe ich ja. Aber ich habe halt auch kein Abitur. Dadurch fehlt mir eine gewisse Allgemeinbildung. Möglicherweise kommt daher eine Angst wieder runterzufallen. Ich war immerhin schon mal total pleite. Und wie das war, das habe ich nicht vergessen. Ich fühle mich jedenfalls nicht als einer, der über anderen fliegt. Und wenn man das merkt, dann ist das gut, denn es ist die Wahrheit.

Die beste PR ist also die Wahrheit?

Glaubwürdigkeit ist ein hohes Gut. Als Gründer musst du immer von deiner Passion kommen. Kein Google wollte ein Google werden und kein Facebook wollte ein Facebook werden. Das wurde dann eben mit der Zeit so, aber der Ausgangspunkt war ein anderer: Erklär mir, warum du für deine App brennst. Warum du dafür alles zur Priorität B machst und warum du, komme was wolle, egal, ob sie einer haben will oder nicht, das Ding durchziehst. Wenn du so an die Sache herangehst, dann ist der Erfolg des Projektes natürlich auch nicht garantiert, aber das schadet zumindest nicht. Und währenddessen darf man immer eins nicht vergessen.

Und das wäre?

Man darf nicht Inseln bauen, sondern muss es groß machen wollen. Und dann immer weiter aufbauen.