LR pixel COMPANIONS | Business of Content → 5 Dinge, die letztens schön waren

5 schöne Dinge

1

Art of Gold

Kunst Aus Gold Ketten

Luis Gispert ist ein amerikanischer Künstler, den ich sehr verehre. Sein Ansatz ist ähnlich universell wie der von Matthew Barney, seine Ästhetik aber eine völlig andere. Wie Barney macht auch er Fotos, Filme, Skulpturen und arbeitet mit Sounds. Ohne Musik, insbesondere HipHop, wäre seine Kunst undenkbar. Bei ihm ist immer der Underdog das Thema, das Sein im Zwischenraum, insbesondere zwischen den Kulturen. Seit Jahren schon denke ich darüber nach, welche seiner Arbeiten ich erwerbe, um damit zu leben. Im Zuge meiner neuen Musikrecherche ist die Entscheidung nun gefallen: Es wird ein Bild von einem meiner Gispert-Lieblingsprojekte „Aqua Regia“ sein. Darin hat Gispert Goldketten auf schwarzem Stein, wie Teer, platziert.

Goldene Kunst Aus Ketten Teer

Die Kette hat ja 1001 Konnotationen, sie zieht sich als Statussymbol durch alle Klassen, kommt sowohl in Gefangenschaft und beim Sex zum Einsatz. Auch ich trage sie und alles, was sie verkörpert, unheimlich gern mit mir herum. Coco Chanel hat sie – neben der Perlenkette – zum Kernstück ihrer Ästhetik gemacht und es ist nur folgerichtig, dass Pharrell Williams nun als erster Mann in einer Chanel-Kampagne für ein neues Handtaschenmodell mit Ketten behängt auftritt. Mir macht es viel Spaß, das nebeneinander anzugucken: Was bedeutet das, dass der Platz des schwarzen Steins hier vom schwarzen Mann eingenommen wird?

2

Loopismus

Loop Musik Loop Cover

Loop Cover sind ein eigenes Genie-Genre auf Youtube. Meine unangefochtene Heldin in diesem Subsegment der Musikverknallten ist Roz Firth. Toll, was die da im Wohnzimmer von ihrem Oberstudienratslover macht. Da ich ja jetzt auch Musikerin (Melodica, Gitarre) und heiß auf Weiterentwicklung bin, mag ich an diesen Videos genau das, was andere nervt: Wie eine gute Lasagne wird der Song Schicht für Schicht aufgebaut und gezeigt, wie das geht. Andere wollen lieber nur das Resultat, ich find’ den Prozess spitze. Jakobsweg für die Ohren.

3

Ray of Hamburg

Just Music Hamburg

JustMusic  ist ein trefflicher Name für einen vorbildlichen Laden im Feldstraßenbunker. Dort gibt es jede Menge Instrumente, die vor dem Kauf ganz wie bei Ray’s Music Exchange ausprobiert werden können – „I don’t think that there is something wrong with the action of this piano“ ist und bleibt einer der besten Sätze der Filmgeschichte. Und das Hemd von Ray Charles ist, seinem Träger angemessen, von unschlagbar tighter Lässigkeit. Etwas anders ist der Style von JustMusic schon, es gibt wohl nirgends in der Stadt eine derart hohe Totenkopfdichte. Alle stehen in Flammen, fast alle mit Rosen. Gut, dass wir nicht in den USA sind, dann wäre der Gunshop gleich nebenan. Im Bunker. Bestes Teil im Shop: ein anemonenhaftes Drumset, Staccato Drums genannt, auf der Empore über der Kasse.

Staccato Drums

Der Verkäufer trocken: „Wird nicht mehr hergestellt, weil: klingt scheiße. Ist einfach nur laut.“ Quasi: I don’t think that there is something right with the action of these drums.“ Es spricht der hanseatische Ray.

4

Vice: The Music Issue

Musikausgabe Vice Magazin

Die hatte ich im November 2016 verpasst und nachbestellt. Kam jetzt ins Haus, mit einem Cover aus dem Foto/Film-Projekt Stereomongrel, das, nahaaa, von wem vor Jahren in die Welt gehoben wurde? Genau, von Luis Gispert und Jeff Reed. Das Bild „Blasterettes“, das den Aufmacher dieses Posts macht, ist ebenso wie das Covermotiv der Vice ein Fake: Weder die Girlsgang noch den Blastertransport hat es je gegeben. Er sind Inszenierungen von fiktiven Hybrid-Kulturen, die den Look als Überlebensstrategie der Straßenclans auf den Punkt bringen.

Konzertartikel Vice Magazin

Oft mag ich die Vice nicht. Habe schon nach ein paar Seiten so ein wundgescheuertes Gefühl. Die Musikausgabe ist aber von vorne bis hinten großartig. Genau die richtige Mischung aus Härte und Hingabe: Künstler ehren ihre Lieblingsmusiker, FBI-Ermittlungsakten gegen den Wu-Tang Clan verden veröffentlicht, Ausflüge in Subkulturen wie Country-Rap und Church-Rock unternommen. Wichtig auch „Das Schweigen der Jünger“, in dem nach der Pädophilie von Afrika Bambaataa gefahndet wird.
Fotostrecke Vice magazin

5

Freitag

Ich arbeite nur noch 30 Stunden die Woche für Geld. Deshalb habe ich Freitag jetzt immer frei. Der totale Luxus, fetter als die fetteste Goldkette: Auf dem Sofa abhängen, chillen und – Musik hören.

Viel Musik.