Da ich selten S-Bahn fahre, benehme ich mich dabei immer so, als handele es sich um eine Zugfahrt. Ich kaufe ein Ticket am Automaten und dann decke ich mich im Bahnhofskiosk erst einmal ordentlich mit Zeitschriften ein. Heute entdeckte ich dort gleich drei neue Magazine für die anspruchsvolle Frau: „Libertine“, ein 128-Seiter, der „Feministisch. Authentisch. Frei.“ sein möchte, „die dame“, Neuauflage eines 1912 gegründeten „Journal für den verwöhnten Geschmack“ und „F Mag“, in dem es um „Politik, Sex & Lametta“ gehen soll.
Libertine
Libertine hat einen sehr dicken Pappumschlag und ist auf Volumenpapier gedruckt, die High Heel-Variante unter den Papieren. Es lässt eine Zeitschrift umfangreicher und damit plausibler erscheinen, dass die Leserin 6 Euro für die 128 Seiten hinblättern muss. Okay, Libertine hat so gut wie keine Anzeigen und die herausgebende Chefredakteurin Juliane Rump würde wohl sagen, das Papier sei einfach „haptisch schön“ und seine Glanzlosigkeit passe eben wunderbar zum authentischen Anspruch des Blattes. Libertine, so seine Chefin, transportiere das Lebensgefühl „Freiheit“, verabschiede sich von Schubladen und will Frauen füreinander begeistern. „The Future is female“ steht auf dem Cover. Keinesfalls, so wird betont, wolle man dabei den Frauen etwas vorschreiben.